Sherlock Holmes im Film – Teil 1: Mr. Holmes (2015)


Ein Viktorianer im 21. Jahrhundert


Sherlock Holmes erfreut sich offenbar nicht nur bei den Ermittlern unserer Detektei in Kiel ungebrochener Beliebtheit, denn der Meisterdetektiv flimmert aktuell so häufig über Kinoleinwände und Fernseher wie selten zuvor. Sowohl Filme wie die High-Budget-Blockbuster von Regisseur Guy Ritchie mit Robert Downey jr. in der Hauptrolle als auch Fernsehserien wie Sherlock von der BBC oder Elementary aus dem Hause CBS spielen Millionen ein – an den Kinokassen, über Werbemaßnahmen und im Merchandising. Im Laufe unserer neuen Reihe „Sherlock Holmes im Film“werden wir detaillierter auf alle drei Adaptionen zu sprechen kommen.

Holmes ist eine derart ikonische Figur, dass man den Überblick verliert über die unzähligen Geschichten, die im Laufe der Jahrzehnte geschrieben und verfilmt wurden und ihn entweder als Hauptfigur haben oder als Nebenfigur auftreten lassen. Je nach Genre trifft er dabei auf reale Figuren seiner Zeit oder auf „Kollegen“ aus der viktorianischen Literatur. Die Phantasie der Autoren scheint unbegrenzt: Sowohl echte Kriminalfälle, wie die Jack-the-Ripper-Morde, als auch Fälle, die Figuren und Szenarien anderer Autoren wie H. G. Wells (die Invasion der Marsianer in Krieg der Welten) oder Bram Stoker (Dracula) zum Thema haben, bilden den Hintergrund für mehr oder weniger originelle Geschichten. So sehr ist seine Figur mit der Epoche des viktorianischen Englands verbunden, dass oft unterschlagen wird, wie viele der originalen Sherlock-Holmes-Geschichten aus der Feder seines Schöpfers Arthur Conan Doyle erst nach dem Ende dieses Zeitalters entstanden. Als Queen Victoria im Jahr 1901 starb, schien Doyle sogar genug zu haben von seinem Helden, denn er hatte ihn acht Jahre zuvor in der Kurzgeschichte Das letzte Problem (The Final Problem) sterben lassen. Der Großteil der Geschichten indes – nämlich zwei von vier Romanen und drei von fünf Kurzgeschichtensammlungen – sollte erst noch folgen, wie in unserer Reihe „Der Privatdetektiv in der Literatur“ Teil 5 und 6 nachzulesen ist.


Mr. Holmes: humorvolles Aufräumen mit Sherlock-Klischees


Den Umstand, dass ein großer Teil der Lebenszeit des fiktiven Detektivs erst nach dem Viktorianischen Zeitalter stattgefunden haben dürfte, greift auch der jüngste Ansatz von Regisseur Bill Condon auf, und daher nähern wir uns dem Thema heute einmal umgekehrt chronologisch: In Mr. Holmes, einem Kinofilm aus dem Jahr 2015, basierend auf Mitch Cullins A Slight Trick of the Mind, ist Sherlock Holmes der Überlebende einer längst vergangenen Epoche. Watson, Mrs. Hudson, sein Bruder Mycroft – alle sind längst verstorben; Holmes selbst hat sich vor über 30 Jahren aufs Land zurückgezogen und züchtet Bienen (ein Motiv mehrerer Romane aus Holmes-Pastiches, u. a. auch in denen von Henry Fitzgerald Heard).

Ein schöner Kniff ist die bewusste Haltung des Films zur Klischeefigur Sherlock Holmes: Im Film ist Holmes zwar eine sehr populäre reale Figur, die allgemeinen Vorstellungen über den Meisterdetektiv stammen jedoch gänzlich aus der Feder des ebenfalls realen John Watson – und nicht etwa von Doyle – als Verfasser der bekannten Abenteuer von Sherlock Holmes. Die Deerstalker-Mütze und das Cape? Habe er, so Holmes, in Wahrheit nie getragen! Die Pfeife? Er präferiere Zigarren! Selbst die Adresse sei geflunkert: Holmes machte sich zu seiner Londoner Zeit einen Spaß daraus zu beobachten, wie Schaulustige („amerikanische Touristen“, wie Holmes lakonisch feststellt) die Baker Street 221b heimsuchen – und zwar aus dem Fenster seiner wahren Wohnung, schräg gegenüber. Der Detektiv kommentiert die Erzählungen um seine angeblichen Taten folgendermaßen: „Ich habe Watson gesagt, falls ich je eine Geschichte schreibe, dann nur zur Korrektur der Millionen falschen Vorstellungen, die seine poetische Freiheit geschaffen hat.“ Ein Highlight auch, wie er später, in den 1940er Jahren, im Kino schmunzelnd eine fiktionalisierte Filmversion eines echten Falles sieht, mit einem „klassischen“ Holmes inklusive Deerstalker, Cape und Pfeife – eine augenzwinkernde Hommage an die erfolgreiche Filmserie mit Basil Rathbone, auf die unsere Kieler Detektive in der Reihe „Sherlock Holmes im Film“ selbstverständlich ebenfalls zu sprechen kommen werden.


Die Vermenschlichung eines übermenschlichen Geistes


Die Rahmenhandlung von Mr. Holmes spielt im Jahr 1947. Somit wird Holmes Zeuge des gerade angebrochenen Atomzeitalters – eine Tatsache, auf die der Film in mehreren Szenen deutlich anspielt. Den gebrechlichen Holmes sucht sein allerletzter Fall heim: Von Senilität geplagt, versucht er sich an die Vorfälle zurückzuerinnern, die ihn 35 Jahre vorher dazu bewogen hatten, das Detektiv-Geschäft und sein Leben in London aufzugeben, um sich aufs Land zurückzuziehen. So weit, so gut, doch das wirklich Originelle liegt im Fehlen dessen, was doch stets die Sherlock-Holmes-Geschichten definiert hat: das handlungsbestimmende Rätsel um einen Kriminalfall. Wer ist der Mörder, was war sein Motiv? All das spielt hier keine Rolle. Tatsächlich gibt es für den größten aller Detektive kein Rätsel zu lösen, außer dem wirklich letzten: Wer ist Sherlock Holmes, wenn er das verliert, was ihn ausmacht? In einer bewegenden Szene zieht er ein Resümee, dass er zwar sein Leben lang allein gewesen sei, doch als Ausgleich immer seinen Intellekt hatte – genau den droht er jetzt, in hohem Alter, endgültig zu verlieren. Was aber macht das mit einem Mann, dessen gesamtes Ego durch seinen Scharfsinn definiert wird? Holmes ist plötzlich eine verletzliche Person, ein von Sorgen geplagter Mensch statt einer Denkmaschine, die alles Unwesentliche ausblenden kann. Vielleicht zum ersten Mal wird sein Herz angesprochen (unter anderem auch durch den wissensbegierigen Sohn seiner Haushälterin) – und das bringt ihn aus dem Gleichgewicht.

Das Mysterium des Films ist daher kein Mord oder ein anderer Kriminalfall, sondern Holmes selbst. Viele Facetten kennen die Leser und Zuschauer von Sherlock Holmes, aber diese hier ist neu: Als Meister der Logik und Deduktion hatte man den Privatdetektiv bisher als zwar brillanten, dafür aber doch sehr unnahbaren, ja fast schon kalten Charakter kennen gelernt, oder (wie es Benedict Cumberbatch in der Verkörperung des titelgebenden Charakters in der großartigen Serie Sherlock ausdrückt) gar als „hochgradig funktionierenden Soziopathen“. Nähe, gar Intimität zu unserem Meisterdetektiv kam in den allermeisten Geschichten nicht auf – das macht Mr. Holmes so originell. Ian McKellen, selbst eine Ikone und gewohnt, solche zu spielen, agiert gewohnt großartig als strauchelnder alter Zausel, der mit den Geistern der Vergangenheit hadert. Verschachtelt auf drei Zeitebenen erzählt, weiß der Film der Figur des Sherlock Holmes neue und liebenswerte Facetten hinzuzufügen.


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Ian McKellen als 93jähriger Rentner-Sherlock im Kinofilm „Mr. Holmes“, © Miramax 

Neuer Realismus, ungekannte Menschlichkeit


Ist der Film eine Empfehlung wert? Nun, wer sich auf Action à la Guy Ritchie einstellt oder auf spannende Kriminalfälle, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Wer jedoch Lust hat auf einen Film mit ruhigerer Erzählweise, der sich Zeit nimmt, in die Charaktere einzutauchen, sollte Mr. Holmes nicht verpassen – vor allem nicht, wenn er Sherlock-Holmes-Fan ist. Da der Alltag unserer Privatdetektive aus Kiel nicht nur von spannenden Fällen mit dem größten „Thrill“ bestimmt wird, sondern von ganz realen Menschen mit normalen Schicksalen, ist es erfrischend, in Mr. Holmes einen Film zu finden, der sich keines Klischee-Mordfalles bedient, sondern tief in die Psychologie seiner Figuren eintaucht und selbst den größten aller fiktiven Detektive zur Abwechslung einmal sehr menschlich erscheinen lässt.


Verfasser: Gerrit Koehler  

 

Kurtz Detektei Kiel und Schleswig-Holstein

Hopfenstraße 1d

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Dr. House – Der Sherlock Holmes der Medizin


Ein meisterhafter Arzt ermittelt im Stile eines Detektivs


Wenn in unseren bereits erschienenen Artikeln über die Sherlockianer und ihr unendliches Spiel von der Unsterblichkeit des Mythos Sherlock Holmes die Rede war, so sind nicht nur die mannigfaltigen Verfilmungen, Serien, Computer- und Konsolenspiele, Fanfictions und Buchfortsetzungen um den Meisterdetektiv gemeint, sondern auch Anlehnungen, die vielleicht nicht auf den ersten Blick ersichtlich werden. Einer der bekanntesten und trotz oder wegen seiner Schrulligkeiten beliebtesten Seriencharaktere, der gezielte Ähnlichkeiten mit dem großen Londoner Vorfahr unserer Detektive in Hamburg aufweist, ist Gregory House, verkörpert vom britischen Schauspieler, Komiker, Musiker und Romanautor Hugh Laurie und bekannt aus der FOX-Serie Dr. House (2004-2012). Wir wollen nachfolgend die Gemeinsamkeiten der beiden Figuren und ihres Umfelds darstellen.


Dr. House, ein Meisterdetektiv im Krankenhaus


Von David Shore, dem kreativen Kopf der Serie Dr. House, bewusst an Sherlock Holmes angelegt, weist bereits der Name des genialen Superdoktors auf den Meisterdetektiv hin: Holmes, das mit stummem „l“ wie “Homes” klingt, entspricht der Wortbedeutung von “House”, also beide “Haus, Zuhause”.

House ist wie sein Vorbild ein schwieriger Charakter, der es Menschen aufgrund seiner Eigenheiten nicht einfach macht, ihn zu mögen; er ist gern und oft allein, erträgt nur seinen engsten Vertrauten in seiner Nähe – manchmal nicht einmal diesen – und zeigt seiner Umgebung allzu offen, dass er sich seiner Genialität mehr als bewusst ist. In seiner Herangehensweise und der Suche nach jedem noch so unwichtig erscheinenden Detail in der Krankengeschichte seiner Patienten erinnert er sicher nicht nur unsere Privat- und Wirtschaftsdetektive in Hamburg an Sherlock Holmes, der, ebenso wie sein Fernseh-Nachfolger, in der Lage ist, nahezu jeden Fall aufzuklären, sei er auch noch so undurchsichtig und trügerisch. Fälle, an denen viele andere scheiterten, werden von Holmes und House schlussendlich zufriedenstellend und meisterhaft gelöst – dies ist das grundlegende Handlungsprinzip beider Figuren, das als Gerüst für die Ausschmückung der Charaktere dient.


Vorbilder, Schrullen und Querverweise


Ein weiteres Indiz für die Nähe des Diagnostikers zu Sherlock Holmes zeigt sich darin, dass Conan Doyle seinen Detektiv an Dr. Joseph Bell (1837-1911), seines Zeichens schottischer Arzt und bisweilen in verschiedenen Mordfällen Hinweisgeber und Analyst für Scotland Yard anlehnt, also an einen Mediziner, wodurch dem Beruf von Gregory House im Figurenvergleich eine übergeordnete Bedeutung zukommt. Wie Holmes geht auch House auf jedes kleine Detail ein; er beobachtet Verhaltensweisen von Patienten und Angehörigen und wagt risikoreiche Versuche, um sie aus der Reserve zu locken und ihnen damit ihre Geheimnisse zu entreißen, die meist direkt zur Aufklärung der Fälle führen. Mit seinem Gespür für Geheimnisse und Sonderbares geht er wie die Ermittler unserer Detektei in Hamburg vor; er lässt sich nicht von falschen Fährten und Meinungen anderer täuschen, sondern verbleibt in seiner gelegentlich sturköpfigen Ermittlungsweise, die ihn – wie auch Holmes – nicht selten in Bedrängnis bringt.

Die Leidenschaften der beiden Spürnasen ähneln sich ebenfalls: Ist Holmes gestresst oder in angestrengtes Denken versunken, widmet er sich dem Geigenspiel; House lässt sich dazu an seinem großen Flügel nieder oder nimmt eine seiner Gitarren in die Hand, um überwiegend Jazz- und Blues-Klänge zu spielen. Beide fühlen sich von chemischen Substanzen angezogen, Holmes von Kokain und Opium, denen er sich bei Langeweile widmet, House vom Opioid Vicodin, das er zwar hauptsächlich wegen seiner Schmerzen im Bein benötigt, oft jedoch auch Sorgen und Nöte mit den Tabletten zu unterdrücken versucht. Morphium sagt beiden gleichermaßen zu.

Wenngleich die Straße nicht bekannt ist, in der House‘ Wohnung liegt, so ist doch auffällig, dass seine Bleibe, wie auch die Wohnung von Holmes, die Nummer 221b trägt. Das zumindest nominell in der Londoner Baker Street 221b angesiedelte Sherlock-Holmes-Museum wird seit jeher von Holmes-Pilgern und Neugierigen gleichermaßen besucht und gilt als vergnügliches Wahrzeichen für die Arbeit von Detektiven wie denen unserer Privatdetektei in Hamburg.


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Der grantige, aber geniale Charakter des Dr. House bezieht viele Eigenschaften vom literarischen Meister-Detektiv Sherlock Holmes. Malerin dieses Bildes: Maya Grünschloß 

Holmes und Watson = House und Wilson


Nicht nur Dr. House ist deutlich an einen der Protagonisten aus den Werken von Arthur Conan Doyle angelehnt, sondern auch sein bester Freund und enger Vertrauter James Wilson. Wie Holmes‘ Sidekick John Watson, der an einer Stelle in den Holmes-Geschichten von seiner Ehefrau “James” genannt wird, ist auch James Wilson Arzt und die einzige Person, die von House ins Vertrauen gezogen wird. Trotz aller Nähe und Zuneigung, die sowohl der literarische Urvater unserer Privatdetektive in Hamburg als auch der meisterhafte Ausnahmediagnostiker House für ihre ständigen Begleiter empfinden, wird diese durch eine eher ruppige Umgangsweise und die stete Nennung beim Nachnamen nach außen hin abgemildert, um – mutmaßlich – nicht verletzbar und emotional zu erscheinen.

Für kurze Zeit wohnen House und Wilson wie Holmes und Watson sogar gemeinsam in einer Wohnung und führen ein Junggesellendasein, das hauptsächlich durch Wilsons/Watsons Beziehungen durchbrochen wird, da Wilson dreimal und Watson mindestens zweimal, laut Vermutungen der Sherlockianer sogar öfter, verheiratet waren. Allerdings ist die Loyalität Wilsons/Watsons unübertrefflich; sowohl die Ehefrau des einen als auch die des anderen beschwert sich regelmäßig, wenn ihr jeweiliger Mann sämtliche angefangenen Tätigkeiten – und seine Frau – links liegen lässt, sobald House/Holmes Hilfe benötigt.


Drogen, Hobbys und Frauen


Während Watson jedoch behauptet, Holmes‘ Kokain-Abhängigkeit unter Kontrolle gebracht zu haben, kämpft Wilson erfolglos gegen die Vicodin-Sucht seines Freundes an. Auch kann er wenig gegen House‘ Begeisterung für Videospiele, langweilige Arztserien und Popmusik ausrichten, die, nach Aussage von House-Darsteller Hugh Laurie, Holmes‘ Liebe für klassische Musik und endlose Monographien widerspiegeln soll. Beide gehen ihren Hobbys vordergründig nach, wenn sie in einen Fall eingetaucht sind, aber gelegentlich ihre Gedanken zu entspannen suchen.

Ebenso wie dem Vorbild unserer Wirtschaftsdetektei in Hamburg wird auch Gregory House eine verlockende, gleichsam aber antagonistisch agierende Mit-/Gegenspielerin vorgesetzt: Seine Irene Adler ist in Teilen Lisa Cuddy, die ihm als Vorgesetzte und spätere Geliebte den Alltag nicht leicht macht und ihn mehrfach emotional aus der Bahn wirft. Eine weitere Reminiszenz an Irene Adler findet sich in der Pilotfolge der FOX-Serie, in der eine Rebecca Adler auftaucht. Dies erinnert stark an die allererste Holmes-Kurzgeschichte Ein Skandal in Böhmen (A Scandal in Bohemia), in der es Irene Adler schafft, den Meisterdetektiv auszutricksen.


Weitere Indizien für die Verbindung Holmes und House


Natürlich darf auch Professor Moriarty, Holmes‘ Erzfeind und größter intellektueller Widersacher, in der Serie um House und Wilson nicht fehlen: House wird in der Episode Widerspiel (No Reason) im fiktiven Princeton Plainsboro Krankenhaus von einem Mann angeschossen, der zwar nicht in der Episode selbst, aber in den Credits und in einem Zusatzkommentar “Moriarty” genannt wird. Als kleines Extra bekommt House außerdem in der Weihnachtsepisode Ist das Lügen nicht schön? (It’s a Wonderful Lie) eine frühe Ausgabe von Arthur Conan Doyle geschenkt. Bei weiterer Betrachtung einzelner Folgen und der Charaktere können natürlich weitere Rückschlüsse und Bezüge zu der Welt von Sherlock Holmes ermittelt und entdeckt werden – ein Spiel, das den Sherlockianern sicherlich extrem zusagt.

Sollten Sie jedoch außerhalb der Literatur- und Serienwelt den Einsatz von Detektiven benötigen, so setzen Sie sich kostenfrei mit unserer Detektei in Hamburg in Verbindung und lassen Sie sich von uns fallspezifisch beraten: 040 2320 5053.


Verfasserin: Maya Grünschloß

 

Kurtz Detektei Hamburg

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„Das Spiel“ – wie Sherlockianer den Meisterdetektiv bis heute am Leben erhalten


„Sherlockian Game“ sowohl als Lesart wie auch als Übertragung der Fiktion in die Realität – ein historischer Sherlock Holmes?


Der Charakter des Ur-Detektivs und bekanntesten beruflichen Ahnen unserer Detektive in München, Sherlock Holmes, begeistert und fasziniert seit mehr als einem Jahrhundert Menschen aller Altersstufen, Ethnien und Gesellschaftsschichten; der hochintelligente Ermittler löst (nahezu) jeden noch so unlösbar erscheinenden Fall mit seiner brillanten Deduktionsweise, die selbst den gewieftesten Verbrecher zu überführen vermag. Es gibt hunderte Editionen seiner Geschichten, mehrere Dutzend Verfilmungen und Adaptionen, eine dreistellige Zahl an TV-Serienepisoden, eine Vielzahl an Spielen, sowohl analog in Form von Brett- und Kartenspielen als auch digital für PCs, Smartphones und Konsolen, sowie viele literarische Fortsetzungen ambitionierter Jungautoren, etablierter Schriftsteller und schnell wieder vergessener Dilettanten, die Sherlock Holmes‘ Geschichte weiterführen wollen (Pastiches). Die Baker Street 221b – der zum Verfassungszeitpunkt der Geschichten noch fiktive Wohnort des Meisterdetektivs – ist heute seinem Andenken gewidmet und halb Museum, halb Fanshop für den Mann mit den weltbekannten Markenzeichen: Deerstalker-Hut, Hakennase, Meerschaumpfeife, Lupe und gelegentlich die Violine.

Abgesehen vom großen wirtschaftlichen Interesse an der Verbreitung und Vermarktung des englischen Gentleman gibt es eine weltweit agierende Gesellschaft, die sich einer ideellen und intellektuellen Annäherung an den Londoner Privatermittler widmet: die Sherlockianer (englisch: Sherlockians). Sie behandeln sämtliche geschriebenen Werke von Sir Arthur Conan Doyle als zeitgeschichtliches Biographiematerial des – ihrer Lesart nach – (einst) real existierenden Doktor John Watson, dem treuen Begleiter des ebenfalls als nicht-fiktional angesehenen Über-Detektivs Sherlock Holmes. Die Idee dieser Herangehensweise, die auch simpel als Das Spiel (The Game) bezeichnet wird, geht jedoch über ein einfaches Lesen der Werke Conan Doyles als Zeitzeugnis hinaus: Sämtliche Feinheiten und Hintergründe, die Lebensgeschichte und jede weitere mögliche Information über den Superdetektiv und seinen Freund und Begleiter werden fein säuberlich in Biographien zusammengetragen und regelmäßig ergänzt. Weltweit wird in jedem kleinen Zitat, in jeder noch so unbedeutend wirkenden Andeutung in den Doyle’schen Texten nach neuen Erkenntnissen über die „reale“ Person des Sherlock Holmes und seines Freundes Watson gesucht mit dem Ziel, eines Tages sämtliche familiären, psychischen und privaten Hintergründe des Meisterdetektivs erschöpfend zu kennen und in die Welt zu tragen. Diese Tiefenbeschäftigung hat schon etwas von der intensiven Recherchearbeit unserer Detektei in München und geht sogar weit über die Kenntnisse hinaus, die Conan Doyle selbst über seine Romanhelden besaß, schließlich schrieb er die Geschichten über einen Zeitraum von vier Jahrzehnten und vergaß entsprechend immer wieder Details, wodurch sich vereinzelt Widersprüche innerhalb des Kanons ergaben.


Der Beginn des „Spiels“ – ein satirischer Essay bringt den Stein ins Rollen


Der britische Theologe und Kriminalschriftsteller Ronald Knox legte im Jahre 1911 im Gryphon Club (einer Lesegesellschaft) einen später als satirisch deklarierten Essay mit dem Titel Studies in the Literature of Sherlock Holmes vor. In diesem Essay setzt er eine neue – die „richtige“ – Lesart der 60 Sherlock Holmes-Romane und -Kurzgeschichten fest: Beim Lesen solle für die Interpretation die Holmes’sche Analysemethode, also der Blick auf die kleinen Dinge, die sich am Ende als die wichtigsten herausstellen („the little things are infinitely the most important“, Sherlock Holmes, A Case of Identity, 1891), auf den Detektiv selbst und seine Geschichten angewendet werden. Außerdem müsse der Person des Dr. Watson ein Großteil der Aufmerksamkeit geschenkt werden, nicht zuletzt, weil es bis auf wenige Ausnahmen immer seine Sichtweise ist, aus der wir Holmes und seine Geschichten sehen und versuchen zu verstehen. Zudem kommt Watson eine Rolle ähnlich der des antiken Chors griechischer Tragödien zu, indem er die Geschichten nicht nur erzählt, sondern sie gleichsam interpretiert und außerdem direkt in die Handlung eingreift.

Im Spiel müssen Uneindeutigkeiten und Widersprüche des Holmes-Kanons zufriedenstellend geklärt werden, indem der Teilnehmer beispielsweise Fortsetzungen und Erklärungsversuche nach einem stets ähnlichen, bestenfalls in 11 verschiedene Teile gegliederten Ablauf konzipiert und sich dabei auf literarische Vorgänger und Ideale bezieht. Das Ziel des Spiels ist es, sämtliche Widersprüche zu lösen oder wegzuerklären, jede noch so kleine Lücke in Holmes‘ und Watsons Lebenslauf mit belegbaren Daten zu füllen und so aus den beiden Ermittlern Personen aus Fleisch und Blut mit einer tatsächlichen und vermeintlich prüfbaren Lebensgeschichte zu schaffen – quasi echte Detektive wie unsere Privatdetektive in München.


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„Das Spiel“ behandelt den Roman-Detektiv Sherlock Holmes als reale Person und verpasst ihm eine weitgehend lückenlose Biographie von seinen Glanzzeiten in London bis zum Ruhestand als Bienenzüchter in Sussex. Nur gestorben ist Sherlock Holmes (*1854) nie.

„Das Spiel“ lockt nicht nur Fans, auch Wissenschaftler aus aller Welt sind involviert in das „Great Game“


Die Original-Holmes-Texte „aus der Feder von Dr. Watson“ – Conan Doyle wird unter Sherlockianern oft nur als Herausgeber oder Literaturagent Watsons angesehen – werden bibelähnlich als Heiliger Kanon bezeichnet, da sie als die einzigen originären Texte aus dieser Zeit gelten, die den „wahren“ Holmes zeigen. In dieser Konzipierung spiegelt sich deutlich Ronald Knox‘ geistlicher Hintergrund, denn die Bezüge zur Beschäftigung mit der Bibel (Bibelexegese) im Allgemeinen und dem Neuen Testament im Besonderen mit der Frage nach zeitgenössischen Originalquellen zum historischen Jesus von Nazareth sind evident. Unter Berücksichtigung des Vortrags von Knox und vieler weiterer wissenschaftlicher Artikel, Essays und Studien zur Sherlockianischen Analyse- und Leseweise, beginnt das Sherlockian Game, ebenfalls Holmesian Game oder auch Great Game genannt, seine Verbreitung in der Welt. Interessant ist dabei, dass es nicht nur von beliebigen Fans der Holmes-Geschichten gespielt wird, sondern auch von Literaturwissenschaftlern und Schriftstellern wie der erfolgreichen englischen Crime-Fiction-Autorin und Übersetzerin Dorothy L. Sayers, die in ihren Schriften bezüglich des Spiels vorgibt, dass es nur mit höchster Ernsthaftigkeit ausgeübt werden dürfe („as solemnly as a county cricket match at Lord’s“, Sayers 7), um nicht die geheimnisvolle Atmosphäre des Spiels zu verderben.

Auch der amerikanische Schriftsteller, Essayist, Journalist und Poet Christopher Morley war in das Spiel verwickelt; so schrieb er im Jahre 1944 beispielsweise ein Buch über die Freundschaft zwischen Holmes und Watson. Doch bereits vor ihm hatten Wissenschaftler und Schriftsteller Sekundärliteratur zu den beiden berühmten Vorgängern unserer Wirtschaftsdetektive aus München verfasst: S. C. Roberts Watson-Biographie von 1929, eine Chronologie der Holmes-Geschichten von Harold Wilmerding Bell (1932), eine frühe Biographie über Holmes von Vincent Starrett (1933), William S. Baring-Goulds Holmes-Biographie von 1962, eine aktuelle „nicht autorisierte“ Holmes-Biographie von Nick Rennison (2005) und eine seit 1998 stetig aktualisierte Sherlock Holmes Reference Library von Leslie S. Klinger, die sämtliche kanonischen und literaturwissenschaftlichen Texte zusammenfasst.


Sherlock-Holmes-Gesellschaften, die nicht aufhören, neue Details zu ergründen


Besagter Morley war nicht nur eine der Sherlock-Holmes-Autoritäten seiner Zeit, sondern auch Gründer des ersten amerikanischen Sherlock-Holmes-Clubs, der „Baker Street Irregulars“ (Fleischhack 248f.), bei dem es in jedem Treffen um die Auseinandersetzung mit den kanonischen Texten gehen soll. Diese Spielart sieht sogar eine „Bestrafung“ vor: Jeder, dem es nicht gelingt, ein Holmes-Zitat dem richtigen Buch zuzuordnen, muss eine Club-Runde ausgeben. Morleys Club – der bis heute besteht und seit 1946 vierteljährlich eine themenbezogene Zeitschrift herausgibt – war jedoch bei weitem nicht der einzige: Über die Jahrzehnte werden auf beiden Seiten des Atlantiks viele weitere Holmes-Gesellschaften gegründet; häufig sind sie nur Männern vorbehalten, was angesichts der spärlich gesäten Auftritte von Frauen in den Werken Conan Doyles nicht allzu sehr verwundert. Erst in den 1980er Jahren gründete sich auch ein Club nur für Frauen, die „Adventuresses of Sherlock Holmes“. Allen Clubs war natürlich die Hauptaufgabe gemein, sich in irgendeiner Art und Weise, egal ob schriftlich, mündlich oder auf sonstigen Wegen, mit dem Charakter Sherlock Holmes auseinanderzusetzen.

Allein in den USA existieren heute über 350 aktive Holmes-Clubs und -Gesellschaften, die am Spiel teilnehmen, den Charakter des Meisterdetektivs dabei erschöpfend ergründen wollen (offenbar ohne dies bisher geschafft zu haben) und den berühmtesten Vorgänger unserer Detektei in München somit stetig am Leben erhalten. Selbstverständlich gründeten sich die ersten Holmes-Gesellschaften aber in Großbritannien oder, genauer, England, der Heimat von Sherlock Holmes, wenngleich die britischen Clubs nicht so zahlreich und mitgliederschwer wurden wie ihre Nachbar-Clubs in den USA. Insgesamt soll es laut des Sherlockianers Peter Blau weltweit 911 Clubs geben, die sich mit dem Phänomen Sherlock Holmes beschäftigen (vgl. Fleischhack 250) und die sowohl überall in Europa (u.a. in Deutschland) und den USA als auch in Asien zu finden sind. Was genau diese Clubs herausfinden, wie sie bei ihrer Holmes-Analyse vorgehen und wodurch sie im digitalen Zeitalter medienwirksame virale Aufmerksamkeit erhalten, zeigt die Kurtz Privatdetektei München im zweiten Teil dieses Artikels.


Literaturverzeichnis


  • Baring-Gould, William S. Sherlock Holmes of Baker Street: A Biography of the World’s First Consulting Detective. London: Rupert Hart-Davis, 1962. Print.
  • Bell. H. W. Sherlock Holmes and Dr. Watson. The Chronology of Their Adventures. London: Constable & Co., 1932. Print.
  • Fleischhack, Maria. Die Welt des Sherlock Holmes. Darmstadt: Lambert Schneider, 2015. Print.
  • Knox, Ronald. Studies in the Literature of Sherlock Holmes. Diogenes-Club. Online. http://www.diogenes-club.com/studies.htm
  • Morley, Christopher. Sherlock Holmes and Dr. Watson: A Textbook of Friendship. 1944. Print.
  • Roberts, S. C. A note on the Watson problem. Cambridge: University Press, 1929. Print.
  • Roylott, Miss. Validity of Interpretation in Sherlockiana: A Philosophy of Art Paper. Archive.org. https://web.archive.org/web/20050923120827/http://www.geocities.com/Athens/Acropolis/8950/holmes/validity.htm
  • Sayers, Dorothy L. Unpopular Opinions. London: Victor Gollancz, 1946. Print.
  • Starrett, Vincent. The private life of Sherlock Holmes. New York: Macmillan Co., 1933. Print.

Verfasserin: Maya Grünschloß

 

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Der Privatdetektiv in der Literatur – Teil 3 | Arthur Conan Doyle und Sherlock Holmes: „A Study in Scarlet“ und die Anfänge


Sherlock Holmes: Synonym für den Detektivberuf


Wie wir aus den Teilen 1 und 2 unserer Reihe „Der Privatdetektiv in der Literatur“ wissen, wird die Figur des typischen Detektivs bis heute gerne den Engländern zugeschrieben, obwohl sie eher den Amerikanern und Franzosen zu verdanken ist. Im heutigen dritten Teil werden wir sehen, warum das so ist. Wie sich unschwer vermuten lässt, kann es dabei nur um einen gehen: Sherlock Holmes! Es passiert nicht oft, dass eine literarische Figur derart erfolgreich und originell ist, dass sie sogar bis in die Realität der Gegenwart hinein als Synonym für einen ganzen Berufszweig gilt – und das seit fast eineinhalb Jahrhunderten. Doch warum ist das so? Gerrit Koehler von der Kurtz Detektei Köln geht dieser Frage auf den Grund.


Inspiration durch zeitgenössische Granden: Poe, Émile Gaboriau, James M. Barrie und Robert Louis Stevenson


Die Autoren Poe und Gaboriau hatten mit ihren Detektiven Dupin und Lecoq bereits Mitte des 19. Jahrhunderts große Erfolge gefeiert, die noch neue Gattung der Detektivgeschichte etabliert und ganz zweifellos einen jungen schottischen Beamtensohn aus Edinburgh schon in seiner Kindheit beeindruckt: Arthur Conan Doyle, später „Sir“. 1859 geboren, wird er mit neun Jahren auf ein Jesuiten-Internat in England geschickt, da seine Mutter ihn vom depressiven und trinksüchtigen Vater fernhalten will. Die dunkle und depressive, oft einsame Stimmung dieser Jahre spiegelt sich später in seinen Geschichten wider, doch prägen sollten ihn vor allem die Jahre danach: Zurück in Edinburgh widmet sich der junge Doyle dem Medizinstudium an der örtlichen Universität, um Arzt zu werden. Nach wie vor inspiriert von Poe und anderen zeigt er sich fasziniert von der Welt der Geschichten und Erzählungen. Bereits in seinen Jahren auf dem Internat bewies er, dass er spannende und originelle Geschichten erzählen kann – ein Talent, dass er von seiner geliebten Mutter geerbt hatte. Das bringt ihn auf der Universität in Kontakt mit Gleichgesinnten, so z. B. die Schotten James M. Barrie und Robert Louis Stevenson, die später selber Erfolge als Autoren feiern sollten (Peter Pan bzw. Die Schatzinsel und Jekyll & Hyde) und mit denen er ein Leben lang befreundet blieb.


Prägender Einfluss: Dr. Joseph Bell aus Edinburgh


Als Mediziner, der sich schon früh zur Literatur hingezogen fühlt, findet Doyle einen Menschen, der sich alles andere als der Literatur verschrieben hat, den jungen Autor aber nicht nur sehr prägt, sondern ihn sogar maßgeblich zu seiner wichtigsten Hauptfigur inspiriert: Dr. Joseph Bell, Dozent und Lehrer Conan Doyles an der Universität von Edinburgh. Obwohl Mediziner, ist es Bell, der erstmals die Methode der Deduktion, des genauen Beobachtens und Herleitens, in die Kriminalistik bringt. An vielen der zeitgenössischen Kriminalgeschichten stört Doyle, wie er später sagt, dass der Ermittler viel zu oft durch Zufall auf die Lösung stößt, oder dass der Weg zu dessen Schlussfolgerungen erst gar nicht beschrieben wird. Durch seine Arbeit mit Joe Bell kommt er auf die Idee, wissenschaftliche Analysen in die Detektivarbeit einfließen zu lassen. Bells persönlicher wie literarischer Einfluss auf den jungen Medizinstudenten und Autor Doyle kann daher gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, und auch die Detektei Kurtz hat Dr. Bell aus diesem Grunde bereits einen Beitrag gewidmet.


Doyles Honorar für den ersten Holmes-Roman: 25 Pfund


1882 schließt Conan Doyle sein Studium ab und wird praktizierender Arzt, unter anderem auf einem Walfänger (Heute dreimal ins Polarmeer gefallen). Das Schreiben bleibt sein Hobby, und er lässt immer wieder eigene Erfahrungen und Personen aus seinem Leben in seine Geschichten einfließen, auch seine Leseerfahrungen prägen ihn. Diese Melange aus den Kriminalgeschichten und Schauerromanen seiner Zeit einerseits und der hochmodernen wissenschaftlichen Analytik des Dr. Bell andererseits ist die Grundlage einer Figur, die maßgeblich zur Popularität der Detektivgeschichte beitragen sollte: Sherlock Holmes hat im November 1887 in Eine Studie in Scharlachrot (A Study in Scarlet) seinen ersten Auftritt.

Conan Doyle hatte neben seiner Tätigkeit als Arzt bereits erste Erfahrungen mit der Veröffentlichung von Kurzgeschichten in den damals beliebten Literaturmagazinen gesammelt, und auch der erste Holmes-Roman A Study in Scarlet wird zunächst nicht in Buchform veröffentlicht, sondern im Beeton’s Christmas Annual, einem Magazin für Geschichten aller Art. Doyle schreibt den Roman im Alter von 27 Jahren in nur drei Wochen. Nachdem er von diversen anderen Verlagen und Magazinen abgelehnt worden ist, erhält Conan Doyle von Beeton’s damals lediglich 25 Pfund für die Geschichte und aller Rechte an ihr – bekommt also später auch kein weiteres Geld dafür! Das sollte sich bekanntermaßen mit den folgenden Detektiv-Geschichten um Sherlock Holmes schnell ändern. Wer diese alte Ausgabe des Magazins heute noch „zufällig“ zu Hause herumliegen hat, kann sich glücklich schätzen: Bei Erscheinen 1887 für einen Shilling zu erstehen, wurde eins der raren verbliebenen Exemplare von Sherlock Holmes‘ erstem Auftritt 2007 bei Sotheby’s für 156 000 Dollar versteigert!


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Die Erstausgabe von „A Study in Scarlet“ in Beeton’s Christmas Annual. © Museum of London

Holmes und Watson: Beginn einer legendären Freundschaft


A Study in Scarlet enthält bereits fast alles, was den Mythos Sherlock Holmes bis heute ausmacht und Journalisten bei Interviews über die reale Arbeit der Kurtz Detektei Köln stets dazu bewegt, den Roman-Detektiv zu thematisieren: Dr. Watson wird als Erzähler eingeführt, die Ereignisse werden keinesfalls als Fiktion, sondern als reale Fakten dargestellt – ein „Kniff“, der sich in der klassischen viktorianischen Literatur großer Beliebtheit erfreut. Und auch in der liebevollen Hommage an die spannenden Kriminalgeschichten jener Zeit – Patrick Kurtz‘/Aidan Johnstones Livingstones Mahnung – findet dieses Stilmittel Verwendung, unter anderem erlebt dort unser Freund Dr. Joseph Bell einen Kurzauftritt.

In A Study in Scarlet lernt Watson seinen späteren Freund Holmes im Jahre 1881 kennen: Zurück aus dem Afghanistan-Krieg und auf Wohnungssuche erfährt der Militärarzt John Watson von einem Bekannten, dass ein gewisser Sherlock Holmes jemanden sucht (heute wäre das ein WG-Partner), um sich die Miete für seine Wohnung in der Baker Street 221b zu teilen – vor dessen exzentrischem Auftreten solle er sich jedoch in Acht nehmen … Die Adresse ist zu Doyles Zeiten noch fiktiv, da die Baker Street damals nur bis zur Nummer 85 durchnummeriert war, heute hingegen existiert sie und ist an leicht versetzter Stelle ein beliebter Ort für Sherlock-Holmes-Pilger (Sherlock Holmes Museum, Baker Street, London). Watson und Holmes lernen einander kennen, und Watson zieht bei Holmes ein – der Beginn einer wunderbaren Freundschaft! Watson erfährt, dass sich Holmes, der brillant in den Wissenschaften ist, als „beratender Detektiv“ (englisch: „Consulting Detective“) verdingt und dass es sich bei den „Gästen“, die ständig ein- und ausgehen, um Klienten handelt. Die Zimmerwirtin der beiden, die erst im darauffolgenden Roman Das Zeichen der Vier (The Sign of the Four) „Mrs. Hudson“ heißen wird, taucht ebenso bereits auf wie Inspektor G. Lestrade, der mit seinen eher konventionellen Methoden Holmes oft spöttisch gegenübersteht, allerdings noch weitaus mehr als einmal auf die Hilfe des Querdenkers angewiesen sein wird.


Visitenkarte Sherlock Holmes; Consulting Detective Cologne, Private Investigator Cologne
Kostenlose Visitenkarte aus dem Sherlock Holmes Museum in der Baker Street, London.

Typische Holmes-Klischees: nicht Doyle ist „der Schuldige“, sondern sein Illustrator Sidney Paget


Andere Schlüsselfiguren und -elemente indes kommen noch nicht in A Study in Scarlet vor, sondern werden erst in späteren Kurzgeschichten hinzugefügt: Holmes‘ mutmaßlich große Liebe, Irene Adler, hat 1891 in Ein Skandal in Böhmen (A Scandal in Bohemia) ihren ersten und einzigen Auftritt als handelnde Person; Holmes‘ Nemesis und Erzfeind James Moriarty betritt die Bühne in Das letzte Problem (The Final Problem) aus dem Jahre 1893. Auch die für uns heute so typische Optik von Sherlock Holmes ist keinesfalls von Anfang an gesetzt: Das für Holmes und seitdem für alle Detektive unerlässliche Vergrößerungsglas findet zwar schon im ersten Fall Verwendung, das Outfit mit Deerstalker-Mütze und Inverness-Mantel jedoch erst viel später. Die Mütze wird kurioserweise in keiner der Geschichten explizit erwähnt, sondern höchstens angedeutet (erstmals 1892 in Silberstern (Silver Blaze)). Vielmehr geht die Darstellung mit dem Deerstalker auf eine eigene Vorliebe des Illustrators Sidney Paget zurück, der 37 Kurzgeschichten mit Sherlock Holmes sowie den Roman Der Hund der Baskervilles illustrierte. Der Inverness-Mantel indes wird von Doyle nicht einmal angedeutet, auch hier hat Paget mit seinen Illustrationen von seiner künstlerischen Freiheit umfassend Gebrauch gemacht.

Die Pfeife, die im Zusammenhang mit Sherlock Holmes gerne als eher exotisches „Calabash“-Modell dargestellt wird, taucht in den Geschichten zwar in diversen Beschreibungen auf, jedoch nie als besonderes Modell. Die Calabash-Form geht vielmehr auf die Theateraufführungen des Londoner Royal Court Theatre zurück, das bereits 1893 mit Sherlock-Holmes-Stücken große Erfolge feiern konnte: Man suchte ein Modell, das auch auf große Entfernung sichtbar war, und entschied sich für die Calabash, die mit ihrem großen, kelchartigen Pfeifenkopf alles andere als unauffällig ist – und somit für Detektivarbeit eher ungeeignet, denn wie auch unsere Detektive aus Köln bestätigen können, ist diskrete Unauffälligkeit damals wie heute das A und O bei Observationen, Befragungen und Recherchen!


braune Calabash-Pfeife; Detektivbüro Köln, Privatdetektei Köln, Personenüberwachung Köln
Eine Calabash-Pfeife ist durch ihre Größe und auffällige Form seit jeher völlig ungeeignet für unauffällige Detektiv-Arbeit. Heute würde die Pfeifenart natürlich kaum noch eine Rolle spielen, da Personen, die Pfeife rauchen, per se auffallen.

Deduktion, Schlussfolgerung und Beobachtung – heutige Detektive haben viel von Holmes gelernt


A Study in Scarlet erregt die Aufmerksamkeit eines amerikanischen Herausgebers, der auf der Suche nach einer Kriminalgeschichte für eine neue Literatur-Zeitschrift in England ist. 1890 veröffentlicht er mit Das Zeichen der Vier (The Sign of Four) den zweiten Holmes-Roman in Lippincott’s Monthly Magazine. Beide Romane sind allenfalls ein Achtungserfolg, denn die Popularität von Sherlock Holmes nimmt erst im Juli 1891 richtig Fahrt auf – mit der Veröffentlichung der ersten Kurzgeschichte Ein Skandal in Böhmen (A Scandal in Bohemia) im Strand Magazine, DER führenden Literaturzeitschrift in Großbritannien zu der Zeit. Deren bereits erwähnte Illustrationen von Sidney Paget tragen maßgeblich zum bis heute gültigen Sherlock-Holmes-Bild bei. Conan Doyle wird, dreieinhalb Jahre nach Veröffentlichung des ersten Sherlock-Holmes-Roman, berühmt und liefert fast monatlich weitere Geschichten um seinen Privatdetektiv, die sich alle großer Popularität erfreuen.

Auch mit zunehmender Bekanntheit macht Conan Doyle übrigens keinen Hehl aus seiner Bewunderung für Dr. Joe Bell und gibt 1892 in einem Brief an ihn offen zu, dass er die Inspiration für Sherlock Holmes ist: „Es wird Ihnen sicher klar sein, wem ich Sherlock Holmes zu verdanken habe. Nach den Grundsätzen von Deduktion, Schlussfolgerung und Beobachtung, die Sie uns eingeschärft haben, habe ich versucht, einen Mann zu erschaffen.“ Die teils dunkle Stimmung und die Spannung der Geschichten tragen maßgeblich zur bis heute ungebrochenen Popularität von Sherlock Holmes bei. Doch das genaue Arbeiten, das Lesen jeder noch so kleinen Spur und das deduktive Folgern aus den Fakten – das ist es darüber hinaus, was Detektive wie unsere Privatermittler der Kurtz Detektei Köln nun schon über 130 Jahre inspiriert. Das Ziel ist klar: jeden Fall genauso schnell und gründlich zu einem Abschluss zu bringen wie das berühmte Vorbild.