Wer war Sherlock Holmes? – Sherlockianer auf Wahrheitsmission


Sherlockianische Vorgehensweisen und ihre Resultate


In zwei vorangegangen Artikeln berichteten unsere Detektive bereits über die Geschichte der Sherlockianer und ihres Spiels zur Aufdeckung des zwischen den Zeilen versteckten „wahren“ Sherlock Holmes sowie vom viralen Marketing zur „Marke“ Sherlock im World Wide Web. In diesem – vorerst – letzten Teil der Reihe zum Sherlockianischen Spiel soll von der Lektüre- und Vorgehensweise der Sherlockianer die Rede sein. Während sich viele begeisterte Belletristik-Leser besonders durch Gemeinsamkeiten mit den Protagonisten ihrer Lieblingsbücher identifizieren und versuchen, in ihren geliebten Romanhelden eigene Charaktereigenschaften und Ticks wiederzuerkennen, setzen sich die Sherlockianer bewusst und intendiert objektiv mit dem Londoner Ur-Vater unserer Detektive in Köln auseinander. Einfach nur Meinen und Glauben ist in den Sherlock-Holmes-Gesellschaften nicht gern gesehen; jede Aussage muss anhand der Texte des Original-Holmes-Kanons aus der Feder Arthur Conan Doyles – bzw. aus der Doktor Watsons – belegt und detailliert dargelegt werden können.

Im vorangegangenen Artikel erwähnten wir bereits, dass Christopher Morley ein genaues Geburtsdatum des Meisterdetektivs recherchierte, und natürlich haben die Sherlockianer noch weitaus mehr Wissen vorzuweisen, als die klassischen Kanon-Texte bei einer einfachen, sprich nicht-Sherlockianischen Lektüre offenbaren. Wie unsere Privatdetektive aus Köln setzen sich die begeisterten Holmes-Fans an die Originaltexte, als hätten sie selbst einen Fall aufzuklären, nämlich die Suche nach Sherlocks Identität. Dabei mögen sie zuweilen einem gemeinschaftlich ermittelnden Detektiv-Team ähneln, doch weisen sie auch die klassischen Merkmale der Mitglieder einer literaturwissenschaftlichen Fakultät bei der Textanalyse und darüber hinausgehenden Diskussion auf. Während die älteren Sherlock-Holmes-Gesellschaften oft darauf beharren, nur die 60 originalen Doyle-/Watson-Texte als Quellenmaterial zu betrachten, beziehen besonders von jüngeren Mitgliedern gegründete Clubs, die oft im Internet auf Foren oder gemeinschaftlichen Blogs aktiv sind, auch Fortsetzungen, Verfilmungen, Adaptationen etc. in ihre Betrachtungen und Interpretationen ein.


Sherlock Holmes in Moskau; Detektei Köln, Detektiv Köln, Privatdetektiv Köln
Der Viktorianer Sherlock Holmes ist im 21. Jahrhundert populärer denn je und allenthalben anzutreffen, wie diese 2007 in Moskau enthüllte Skulptur von Holmes und Watson beweist (die Gesichter sind populären russischen Serienschauspielern nachempfunden). 

Eigene Deduktionen anstelle von simplem Lesen und Zusammenfassen


Wie Asher-Perrin in ihrem Artikel deutlich hervorhebt, entsteht die Faszination um den eigenwilligen Londoner Parade-Detektiv und seinen treuen Freund Doktor Watson unter anderem durch die teilweise unstimmigen und sogar widersprüchlichen Details der Erzählungen. So heißt Watson mit Vornamen für gewöhnlich John, wird in einer Geschichte (Der Mann mit der entstellten Lippe) von seiner Ehefrau Mary jedoch James genannt; dass er aufgrund einer Kriegsverletzung am Stock geht und bisweilen an Schmerzen leidet, weiß jeder Leser, wo genau er die Wunde erlitten hat, jedoch nicht: Sie wechselt von Geschichte zu Geschichte von Bein zu Schulter – was die Spürnasen der Sherlockianer vor Begeisterung bereits eine erste Witterung aufnehmen lässt. Wären die Erzählungen und Romane um Sherlock Holmes, der mit seiner Deduktionsweise auch heute noch unsere Detektei aus Köln in ihrer Herangehensweise an neue Fälle inspiriert, in einem fortlaufenden Buch und nicht episodenhaft über einen Zeitraum von 40 Jahren veröffentlicht worden, hätte sich Doyle – oder im Sherlockian Universum: Watson – um eine genauere Kontinuität bemühen müssen, die den Lesern vieles an Einfallsreichtum und eigenen Deduktionen genommen hätte. Schließlich ist die Fantasie die größte Stärke begeisterter Leser und nichts würde sie mehr einengen als zu viele vorgegebene Details, die keinen Spielraum mehr für eigene Einfälle ließen. Oder, mit Christopher Morleys Worten: „What other body of modern literature is esteemed as much for its errors as its felicities?“ („Welcher andere Literaturkanon wird gleichermaßen für seine Fehler wie für seine erquickenden Momente geschätzt?“)

Durch die Episodenhaftigkeit der Holmes-Erzählungen weiß der Leser häufig nicht genau, in welcher Reihenfolge sie spielen; zwar werden mitunter Daten genannt, doch in anderen Fällen legen lediglich einzelne Sätze oder sogar nur ein, zwei Worte die Grundsteine zu einer Spur, die in die Richtung der vermeintlich „endgültigen“ Wahrheit führt. Dass diese Wahrheit eine Utopie beschreibt, die niemals erreichbar sein wird, da sich Conan Doyle nicht mehr zu seiner Erfindung äußern kann, ist gerade der Clou am Spiel: Jeder neue Leser findet neue Punkte, die ihm als wichtig und ausschlaggebend erscheinen und kann somit die Diskussion neu befeuern. Die Tatsache, dass Doyle bekanntermaßen nicht unbedingt um Kontinuität und Detailgenauigkeit bemüht war – bei Vorworten zu seinen Kurzgeschichtensammlungen verwechselte er gerne Jahreszahlen und erinnerte sich nicht mehr an die richtigen Namen der Geschichten –, spielt den Sherlockianern in die Hände: Widersprüchliche Aussagen in einzelnen Geschichten können, ebenso wie die Anonymisierung einzelner Klienten, als bewusste Eingriffe und Manipulationen Watsons in die tatsächliche Abfolge der Ereignisse gedeutet werden und erweitern somit den Interpretationsspielraum. Doyle äußerte sich zur geschichtlichen Kontinuität folgendermaßen:

„It has always seemed to me that so long as you produce your dramatic effect, accuracy of detail matters little. I have never striven for it and I have made some bad mistakes in consequence. What matter if I hold my readers?“ (The Straight Dope)

Übersetzung der Kurtz Privatdetektei Köln:

„Es schien mir immer, dass die Genauigkeit der Details von geringer Bedeutung ist, solange man den gewünschten dramatischen Effekt erzielt. Ich habe niemals danach gestrebt und ich habe folgerichtig einige schlimme Fehler gemacht. Was macht das schon aus, solange ich meine Leser fessele?“


Wie werden die Unstimmigkeiten der Bücher erklärt?


Schreibt Watson also, dass die Geschichte Das Abenteuer der Wisteria Lodge (The Adventure of Wisteria Lodge) im Jahr 1892 spielt, obwohl Holmes eigentlich in diesem Jahr die Reichenbachfälle hinuntergestürzt und vermeintlich gestorben war, so erklären sich die treuen Sherlockianer dies mit der undeutlichen Schrift des Doktors, die von seinem Drucker falsch abgeschrieben worden sei. Wenn Sherlock in Eine Frage der Identität (A Case of Identity) davon spricht, chemische Experimente mit „Bisulfat von Baryta“ durchzuführen, sind Chemiker ratlos, denn sie wissen von keiner solchen Chemikalie, wodurch Diskussionen um den tatsächlich verwendeten Stoff entstehen und entweder Watson in keinem guten Licht dasteht, da er sich vielleicht falsch erinnert, oder die Schlussfolgerung zugelassen wird, dass es sich um einen Stoff handeln muss, der damals vermutlich unter einem anderen Namen bekannt war und erst „wiederentdeckt“ werden muss (im Internetzeitalter lässt sich mittlerweile leicht ergoogeln, dass es sich um eine veraltete Bezeichnung für Hydrogensulfat handelt). Die Sherlockianer ermitteln – wie Holmes selbst und natürlich auch unsere Privat- und Wirtschaftsdetektive in Köln: Wenn Holmes beispielsweise behauptet, dass ein jährliches Einkommen von 60 Pfund einer Frau ein angenehmes Leben ermögliche, so untersuchen die Teilnehmer am Spiel die Lebenshaltungskosten im London des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

Selbst das einfache Verschwinden eines Mannes in Eine Frage der Identität am „last Friday“, den 14. des Monats, versetzt Sherlockianer wie William S. Baring-Gould in Verzücken: Um den genauen Freitag und den Beginn der Ermittlungen zu bestimmen, setzt er als Zeitspanne März 1881 (Zeitpunkt des Kennenlernens von Holmes und Watson) bis September 1891 fest (Zeitpunkt der Publikation dieses Falles), in der nur vier Monate in Frage kommen, an denen der 14. ein Freitag war. Von diesen vier Monaten scheiden drei wiederum aus, weil Holmes zu diesen Zeitpunkten bereits in andere Fälle verwickelt ist. Der verbleibende Monat muss daher der Oktober 1887 sein. Weil Watson von dem Fall aber in der Morgenzeitung liest, kann die Ermittlung nicht an einem Sonntag begonnen worden sein, ebenso wie das geschilderte milde Wetter an den beiden Ermittlungstagen dazu führt, dass Baring-Gould die damaligen Wetterberichte zu Rate zieht und schlussfolgert, dass die Ermittlungen am Dienstag, den 18. Oktober und am Mittwoch, den 19. Oktober 1887 vonstattengingen.

Übrigens wird Watsons Vornamen-Verwirrung von der Kriminalschriftstellerin Dorothy Sayers aufgeklärt: Sein Name bleibt John H. Watson, doch muss das mittlere „H.“ für „Hamish“, die schottische Version von „James“, stehen. Seine englische Frau nennt ihn folglich James.


Fiktionale Spürnasen und reale Detektive


Wie ihr großes Vorbild gehen die Sherlockianer jeder noch so unwichtig erscheinenden Frage auf den Grund: Wie oft war Watson verheiratet? Hat Sherlock in Cambridge oder Oxford studiert? Wer waren die Baskervilles und wo steht ihr Anwesen? Was hat Sherlock in den drei Jahren nach Das letzte Problem getan, einer Zeit, in der Watson ihn totglaubte? Unsere Detektive in Köln schließen sich zwar auch gerne den Ermittlungen um die fiktionale Figur des Sherlock Holmes an, sind jedoch hauptsächlich um das Wohlergehen realer Personen besorgt. Sollten Sie Interesse am Sherlockianischen Spiel entwickelt haben, googeln Sie einfach „Sherlockianer“ oder „das Sherlockianische Spiel“ und Sie werden in eine Welt voller Geheimnisse einbezogen. Wer gut Englisch versteht, hat sogar noch mehr Freude. Sollten Sie allerdings ein Problem weniger fiktionaler Natur haben, das von unseren Privatermittlern aus Köln gelöst werden könnte, so nehmen Sie kostenlos mit uns Kontakt auf und erfahren Sie, wie wir in Ihrem speziellen Fall vorgehen können: 0221 4558 0377.


Literaturverzeichnis



Verfasserin: Maya Grünschloß

 

Kurtz Detektei Köln

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Tel.: 0221 4558 0377

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„Das Spiel“ – wie Sherlockianer den Meisterdetektiv bis heute am Leben erhalten


„Sherlockian Game“ sowohl als Lesart wie auch als Übertragung der Fiktion in die Realität – ein historischer Sherlock Holmes?


Der Charakter des Ur-Detektivs und bekanntesten beruflichen Ahnen unserer Detektive in München, Sherlock Holmes, begeistert und fasziniert seit mehr als einem Jahrhundert Menschen aller Altersstufen, Ethnien und Gesellschaftsschichten; der hochintelligente Ermittler löst (nahezu) jeden noch so unlösbar erscheinenden Fall mit seiner brillanten Deduktionsweise, die selbst den gewieftesten Verbrecher zu überführen vermag. Es gibt hunderte Editionen seiner Geschichten, mehrere Dutzend Verfilmungen und Adaptionen, eine dreistellige Zahl an TV-Serienepisoden, eine Vielzahl an Spielen, sowohl analog in Form von Brett- und Kartenspielen als auch digital für PCs, Smartphones und Konsolen, sowie viele literarische Fortsetzungen ambitionierter Jungautoren, etablierter Schriftsteller und schnell wieder vergessener Dilettanten, die Sherlock Holmes‘ Geschichte weiterführen wollen (Pastiches). Die Baker Street 221b – der zum Verfassungszeitpunkt der Geschichten noch fiktive Wohnort des Meisterdetektivs – ist heute seinem Andenken gewidmet und halb Museum, halb Fanshop für den Mann mit den weltbekannten Markenzeichen: Deerstalker-Hut, Hakennase, Meerschaumpfeife, Lupe und gelegentlich die Violine.

Abgesehen vom großen wirtschaftlichen Interesse an der Verbreitung und Vermarktung des englischen Gentleman gibt es eine weltweit agierende Gesellschaft, die sich einer ideellen und intellektuellen Annäherung an den Londoner Privatermittler widmet: die Sherlockianer (englisch: Sherlockians). Sie behandeln sämtliche geschriebenen Werke von Sir Arthur Conan Doyle als zeitgeschichtliches Biographiematerial des – ihrer Lesart nach – (einst) real existierenden Doktor John Watson, dem treuen Begleiter des ebenfalls als nicht-fiktional angesehenen Über-Detektivs Sherlock Holmes. Die Idee dieser Herangehensweise, die auch simpel als Das Spiel (The Game) bezeichnet wird, geht jedoch über ein einfaches Lesen der Werke Conan Doyles als Zeitzeugnis hinaus: Sämtliche Feinheiten und Hintergründe, die Lebensgeschichte und jede weitere mögliche Information über den Superdetektiv und seinen Freund und Begleiter werden fein säuberlich in Biographien zusammengetragen und regelmäßig ergänzt. Weltweit wird in jedem kleinen Zitat, in jeder noch so unbedeutend wirkenden Andeutung in den Doyle’schen Texten nach neuen Erkenntnissen über die „reale“ Person des Sherlock Holmes und seines Freundes Watson gesucht mit dem Ziel, eines Tages sämtliche familiären, psychischen und privaten Hintergründe des Meisterdetektivs erschöpfend zu kennen und in die Welt zu tragen. Diese Tiefenbeschäftigung hat schon etwas von der intensiven Recherchearbeit unserer Detektei in München und geht sogar weit über die Kenntnisse hinaus, die Conan Doyle selbst über seine Romanhelden besaß, schließlich schrieb er die Geschichten über einen Zeitraum von vier Jahrzehnten und vergaß entsprechend immer wieder Details, wodurch sich vereinzelt Widersprüche innerhalb des Kanons ergaben.


Der Beginn des „Spiels“ – ein satirischer Essay bringt den Stein ins Rollen


Der britische Theologe und Kriminalschriftsteller Ronald Knox legte im Jahre 1911 im Gryphon Club (einer Lesegesellschaft) einen später als satirisch deklarierten Essay mit dem Titel Studies in the Literature of Sherlock Holmes vor. In diesem Essay setzt er eine neue – die „richtige“ – Lesart der 60 Sherlock Holmes-Romane und -Kurzgeschichten fest: Beim Lesen solle für die Interpretation die Holmes’sche Analysemethode, also der Blick auf die kleinen Dinge, die sich am Ende als die wichtigsten herausstellen („the little things are infinitely the most important“, Sherlock Holmes, A Case of Identity, 1891), auf den Detektiv selbst und seine Geschichten angewendet werden. Außerdem müsse der Person des Dr. Watson ein Großteil der Aufmerksamkeit geschenkt werden, nicht zuletzt, weil es bis auf wenige Ausnahmen immer seine Sichtweise ist, aus der wir Holmes und seine Geschichten sehen und versuchen zu verstehen. Zudem kommt Watson eine Rolle ähnlich der des antiken Chors griechischer Tragödien zu, indem er die Geschichten nicht nur erzählt, sondern sie gleichsam interpretiert und außerdem direkt in die Handlung eingreift.

Im Spiel müssen Uneindeutigkeiten und Widersprüche des Holmes-Kanons zufriedenstellend geklärt werden, indem der Teilnehmer beispielsweise Fortsetzungen und Erklärungsversuche nach einem stets ähnlichen, bestenfalls in 11 verschiedene Teile gegliederten Ablauf konzipiert und sich dabei auf literarische Vorgänger und Ideale bezieht. Das Ziel des Spiels ist es, sämtliche Widersprüche zu lösen oder wegzuerklären, jede noch so kleine Lücke in Holmes‘ und Watsons Lebenslauf mit belegbaren Daten zu füllen und so aus den beiden Ermittlern Personen aus Fleisch und Blut mit einer tatsächlichen und vermeintlich prüfbaren Lebensgeschichte zu schaffen – quasi echte Detektive wie unsere Privatdetektive in München.


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„Das Spiel“ behandelt den Roman-Detektiv Sherlock Holmes als reale Person und verpasst ihm eine weitgehend lückenlose Biographie von seinen Glanzzeiten in London bis zum Ruhestand als Bienenzüchter in Sussex. Nur gestorben ist Sherlock Holmes (*1854) nie.

„Das Spiel“ lockt nicht nur Fans, auch Wissenschaftler aus aller Welt sind involviert in das „Great Game“


Die Original-Holmes-Texte „aus der Feder von Dr. Watson“ – Conan Doyle wird unter Sherlockianern oft nur als Herausgeber oder Literaturagent Watsons angesehen – werden bibelähnlich als Heiliger Kanon bezeichnet, da sie als die einzigen originären Texte aus dieser Zeit gelten, die den „wahren“ Holmes zeigen. In dieser Konzipierung spiegelt sich deutlich Ronald Knox‘ geistlicher Hintergrund, denn die Bezüge zur Beschäftigung mit der Bibel (Bibelexegese) im Allgemeinen und dem Neuen Testament im Besonderen mit der Frage nach zeitgenössischen Originalquellen zum historischen Jesus von Nazareth sind evident. Unter Berücksichtigung des Vortrags von Knox und vieler weiterer wissenschaftlicher Artikel, Essays und Studien zur Sherlockianischen Analyse- und Leseweise, beginnt das Sherlockian Game, ebenfalls Holmesian Game oder auch Great Game genannt, seine Verbreitung in der Welt. Interessant ist dabei, dass es nicht nur von beliebigen Fans der Holmes-Geschichten gespielt wird, sondern auch von Literaturwissenschaftlern und Schriftstellern wie der erfolgreichen englischen Crime-Fiction-Autorin und Übersetzerin Dorothy L. Sayers, die in ihren Schriften bezüglich des Spiels vorgibt, dass es nur mit höchster Ernsthaftigkeit ausgeübt werden dürfe („as solemnly as a county cricket match at Lord’s“, Sayers 7), um nicht die geheimnisvolle Atmosphäre des Spiels zu verderben.

Auch der amerikanische Schriftsteller, Essayist, Journalist und Poet Christopher Morley war in das Spiel verwickelt; so schrieb er im Jahre 1944 beispielsweise ein Buch über die Freundschaft zwischen Holmes und Watson. Doch bereits vor ihm hatten Wissenschaftler und Schriftsteller Sekundärliteratur zu den beiden berühmten Vorgängern unserer Wirtschaftsdetektive aus München verfasst: S. C. Roberts Watson-Biographie von 1929, eine Chronologie der Holmes-Geschichten von Harold Wilmerding Bell (1932), eine frühe Biographie über Holmes von Vincent Starrett (1933), William S. Baring-Goulds Holmes-Biographie von 1962, eine aktuelle „nicht autorisierte“ Holmes-Biographie von Nick Rennison (2005) und eine seit 1998 stetig aktualisierte Sherlock Holmes Reference Library von Leslie S. Klinger, die sämtliche kanonischen und literaturwissenschaftlichen Texte zusammenfasst.


Sherlock-Holmes-Gesellschaften, die nicht aufhören, neue Details zu ergründen


Besagter Morley war nicht nur eine der Sherlock-Holmes-Autoritäten seiner Zeit, sondern auch Gründer des ersten amerikanischen Sherlock-Holmes-Clubs, der „Baker Street Irregulars“ (Fleischhack 248f.), bei dem es in jedem Treffen um die Auseinandersetzung mit den kanonischen Texten gehen soll. Diese Spielart sieht sogar eine „Bestrafung“ vor: Jeder, dem es nicht gelingt, ein Holmes-Zitat dem richtigen Buch zuzuordnen, muss eine Club-Runde ausgeben. Morleys Club – der bis heute besteht und seit 1946 vierteljährlich eine themenbezogene Zeitschrift herausgibt – war jedoch bei weitem nicht der einzige: Über die Jahrzehnte werden auf beiden Seiten des Atlantiks viele weitere Holmes-Gesellschaften gegründet; häufig sind sie nur Männern vorbehalten, was angesichts der spärlich gesäten Auftritte von Frauen in den Werken Conan Doyles nicht allzu sehr verwundert. Erst in den 1980er Jahren gründete sich auch ein Club nur für Frauen, die „Adventuresses of Sherlock Holmes“. Allen Clubs war natürlich die Hauptaufgabe gemein, sich in irgendeiner Art und Weise, egal ob schriftlich, mündlich oder auf sonstigen Wegen, mit dem Charakter Sherlock Holmes auseinanderzusetzen.

Allein in den USA existieren heute über 350 aktive Holmes-Clubs und -Gesellschaften, die am Spiel teilnehmen, den Charakter des Meisterdetektivs dabei erschöpfend ergründen wollen (offenbar ohne dies bisher geschafft zu haben) und den berühmtesten Vorgänger unserer Detektei in München somit stetig am Leben erhalten. Selbstverständlich gründeten sich die ersten Holmes-Gesellschaften aber in Großbritannien oder, genauer, England, der Heimat von Sherlock Holmes, wenngleich die britischen Clubs nicht so zahlreich und mitgliederschwer wurden wie ihre Nachbar-Clubs in den USA. Insgesamt soll es laut des Sherlockianers Peter Blau weltweit 911 Clubs geben, die sich mit dem Phänomen Sherlock Holmes beschäftigen (vgl. Fleischhack 250) und die sowohl überall in Europa (u.a. in Deutschland) und den USA als auch in Asien zu finden sind. Was genau diese Clubs herausfinden, wie sie bei ihrer Holmes-Analyse vorgehen und wodurch sie im digitalen Zeitalter medienwirksame virale Aufmerksamkeit erhalten, zeigt die Kurtz Privatdetektei München im zweiten Teil dieses Artikels.


Literaturverzeichnis


  • Baring-Gould, William S. Sherlock Holmes of Baker Street: A Biography of the World’s First Consulting Detective. London: Rupert Hart-Davis, 1962. Print.
  • Bell. H. W. Sherlock Holmes and Dr. Watson. The Chronology of Their Adventures. London: Constable & Co., 1932. Print.
  • Fleischhack, Maria. Die Welt des Sherlock Holmes. Darmstadt: Lambert Schneider, 2015. Print.
  • Knox, Ronald. Studies in the Literature of Sherlock Holmes. Diogenes-Club. Online. http://www.diogenes-club.com/studies.htm
  • Morley, Christopher. Sherlock Holmes and Dr. Watson: A Textbook of Friendship. 1944. Print.
  • Roberts, S. C. A note on the Watson problem. Cambridge: University Press, 1929. Print.
  • Roylott, Miss. Validity of Interpretation in Sherlockiana: A Philosophy of Art Paper. Archive.org. https://web.archive.org/web/20050923120827/http://www.geocities.com/Athens/Acropolis/8950/holmes/validity.htm
  • Sayers, Dorothy L. Unpopular Opinions. London: Victor Gollancz, 1946. Print.
  • Starrett, Vincent. The private life of Sherlock Holmes. New York: Macmillan Co., 1933. Print.

Verfasserin: Maya Grünschloß

 

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